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Das Hobby Eisenbahn hat viele Facetten. In unregelmässigen Abständen werde ich hier kurze Texte und Bilder zu verschiedensten Bahn-Themen hochladen.
Ich wünsche viel Spass
Matthias Emmenegger
Ein Mensch verbindet sich mit seiner Modelleisenbahn. Doch was passiert, wenn der Mensch stirbt? Was bleibt, wenn niemand mehr Interesse an der Modellbahn hat? Die Modellbahn kann noch so schön sein, wenn der «Partner» nicht mehr da ist, ist die Daseinsberechtigung auch nicht mehr da. Im besten Fall wird die Anlage dann weitergegeben, vor Ort demontiert und an einem neuen Ort wieder aufgebaut oder Teile davon werden weiterverwendet. Allzu oft landet alles im Container, weil das Verständnis nicht vorhanden ist oder die Nachkommen keine Ahnung haben, wen sie fragen könnten. Eine gute Vorausplanung des Anlagebesitzers kann hier Wunder wirken.
Lokführersicht bei der Einfahrt in den Bahnhof Colomier Le Vieux St. Barthelemy Le Plain
Ein schwerer Güterzug mit einer SLM Mallet
Kleiner Viadukt mit französischem Schienenbus, Radius 1m, Höhe ca 70 cm
Übersicht über das Bahnhofareal von Aigueneyre
Die Hafenmole von Aigueneyre mit Fasswagen und Verladekranen
Mitten im kleine Weiler Aigueneyre steht die kleine Tankstelle
In einem Vorort von Paris stand eine wunderschön gestaltete Modellbahnanlage in Spur 0m nach französischem Vorbild. Genauer gesagt, war es ein Abbild der CFD (Compagnie de chemins de fer départementaux) Vivarais. Sehr viele Gegebenheiten hatte der Erbauer auf zirka 30 Quadratmeter perfekt in 1:43,5 umgesetzt. Viele liebevolle Szenen hatte es auf der Anlage. Man fühlte sich als Betrachter in einer stimmungsvollen Welt, man war gefühlt mitten drin.
Na, hast du das Leck gefunden?
Die ganze Modellbahn war analog und der Fahrbetrieb war zweitrangig. In erster Linie ging es dem Erbauer um den Bau der Landschaft, die Gestaltung der Figuren und Szenen und den Nachbau der Fahrzeuge. Für den Nachbau der Gebäude und der Landschaft wurden viele Originalpläne beschafft und die Gegend hat der Erbauer regelmässig besucht. So fühlte sich der Betrachter der Anlage in die karge Landschaft des Vivarais versetzt. Die Schienenfahrzeuge entstanden aus Bausätzen von Loco-Diffusion und Gemme sowie ein paar weiteren kleineren Anbieter. Die Bausätze von Loco-Diffusion sind Messing Bausätze, jene der Gemme bestehen aus Resin. Von Loco-Diffusion stammen die meisten Dampflokomotiven, ein Teil der Traktoren und alle Güterwagen, von Gemme sind die markanten Billard-Schienenbusse. Beide Hersteller produzieren heute nicht mehr und die Fahrzeuge sind gesuchte Sammlerstücke. Die Geleise stammen zum Teil von Loco-Diffusion, zum Teil sind es auch Eigenbauten. Vor allem Weichen mussten selbst gebaut werden, da die Produktion der käuflich angebotenen Weichen eingestellt wurde, respektive die angebotenen Geometrien nicht passten. Die Häuser sind alles Eigenbauten. Die meisten sind aus Architektur-Baumaterialeine erbaut. Es sind hier 3 und 5mm dicke Styroporplatten, welche auf beiden Seiten einen dünnen Karton aufgeklebt haben. Ein wunderbares Material, um Häuser mit dem Japanmesser zu bauen. Die Fensterrahmen sind aus Zinnguss und stammen aus England. Wenige Häuser sind aus Gips erstellt. Stützmauern und die grosse Brücke sind Kartonmodelle, welche mit Gipsbinden verpackt sind. Eine spannende Bauweise, welche sehr leichte Bauteile ergibt.
Bahnhof Aigueneyre
Im Bahnhofbuffet ist etwas los. Der Kellner serviert gerade eine Flasche Rotwein.
Das Reisegepäck warte auf den Zug, wie auch..
..das Ehepaar
Mich erreichte 2019 ein Telefonanruf und ich musste die Nachricht vom unerwarteten und frühen Tod vom Erbauer entgegennehmen. Gleichzeitig wurde ich gefragt, ob ich Interesse an der Anlage habe oder ob ich jemand anderen wüsste, welcher Interesse haben könnte. Die Anlage musste weg. Weder seine Frau noch die Kinder interessierten sich für Modelleisenbahn und der Raum wurde anders gebraucht. Für mich war sofort klar, von der Anlage muss ich retten, was ich kann. Mindestens der Charme der Anlage musste überleben.
Die Dorfgarage ist mit allem, was man braucht, ausgestattet
Einmal volltanken bitte und nichts verschütten.
Ob da freundliche Worte gewechselt werden? Ich zweifle..
Auch Gänse haben Hunger
Eine der selbst gebauten Weichen.
Doch wie sollte ich das anstellen? Ich hatte weder 30 Quadratmeter Platz noch konnte ich 30 Quadratmeter Anlage ausbauen und transportieren. Ich entschied mich, die speziellen Situationen auf der Anlage nach Möglichkeit auszubauen und so mitzunehmen. Wie die mitgenommenen Teile später arrangiert werden, wird sich dann noch zeigen. Somit überlebt die Anlage nicht, aber Teile davon leben weiter. Zudem ist es so möglich, auch eigene Ideen mit um zu setzten.
In unserem Beispiel hatte der Anlageerbauer nicht vorgesorgt und nach seinem plötzlichen Tod hatte die Witfrau keine Ahnung, an wen sie sich wenden soll. Es war absoluter Zufall, dass sie mich gefunden hat.
Schlussbild vom Bahnhof Colomier Le Vieux St. Barthelemy Le Plain
Was aus den Teilen der Anlage entstanden ist, zeige ich in einem späteren Blog.
Matthias Emmenegger