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Das Hobby Eisenbahn hat viele Facetten. In unregelmässigen Abständen werde ich hier kurze Texte und Bilder zu verschiedensten Bahn-Themen hochladen.
Ich wünsche viel Spass
Matthias Emmenegger
Seit 1917 verbindet die NStCM Nyon am Genfersee mit La Cure im Waadtländer Jura an der Grenze zu Frankreich. Von 1921 bis 1958 führte eine französische Gesellschaft weiter bis nach Morez.
Die NStCM auf der Bahnkarte von 1948. Einige heute vorhandene Haltestellen fehlen noch, andere gibt es heute nicht mehr.
Das Längenprofil zeigt den Bergbahn Charakter der NStCM sehr gut.
Ursprünglich befand sich die Abfahrtstelle in Morez direkt auf dem Bahnhofplatz. Seit 2004 fährt die NStCM ab dem unterirdischen Bahnhof neben den SBB-Geleisen. Die Strecke führt ab Nyon nördlich und ab Trelex östlich mit mässiger Steigung bis nach Genolier. Ab Genolier steigt die Bahn mit einer grossen Schleife über Bassins fast ununterbrochen mit bis zu 60 Promille Steigung zum Col de la Givrine auf 1233 Meter über Meer. Der Höhenunterschied seit Nyon beträgt 838 Meter. Nach dem Col de Givrine sinkt die Bahn bis nach La Cure auf 1155 Meter über Meer. La Cure liegt direkt an der Grenze zu Frankreich. Das Auszugsgleis des Bahnhofes liegt auch heute noch zum Teil auf französischem Boden.
Die Abfahrtstelle der NStCM war bis 2004 auf dem Bahnhofplatz von Nyon.
Der heutige End-Bahnhof Nyon ist nördlich der SBB Geleise unterirdisch.
Zwei Vevey-Pendelzüge aus den 80er Jahren kreuzen in Trélex.
Auf dem Viadukt von Givrins fährt 2015 der ganz neue Stadler Zug auf einer Messfahrt.
In Genolier kreuzen zwei Generationen von Zügen. Hier beginnt die grosse Steigung von bis zu 60 ‰.
Prächtige Aussicht bis auf den Genfersee hat man in La Joy-Clinique.
Ab La Cure führte der französische Streckenteil über La Rousse nach Morez. Die Bahn führte durch die Kleinstadt Morez und endete am SNCF Bahnhof. Um die Jahrtausendwende gab es Projekte, die Bahn wieder bis La Rousse zu verlängern. La Rousse ist ein auch am Genfersee beliebter Wintersportort. Leider ist es sehr ruhig um dieses Projekt geworden.
Die NStCM fuhr von Beginn an elektrisch. Ursprünglich betrug die Spannung 2200 Volt Gleichstrom. Diese hohe Spannung wurde in der Schweiz nur noch auf der Chur-Arosa-Bahn angewendet. Mit der Inbetriebnahme der neuen Triebwagen von BBC und Vevey im Jahre 1985 wurde die Fahrdrahtspannung auf den gebräuchlichen Wert von 1500 Volt Gleichstrom gesenkt.
Kurz nach der Betriebseröffnung nimmt der BBC Fotograf dieses tolle Bild auf.
Die Bahn schlängelt sich den Berg hinauf, hier kurz vor Arzier.
Die einzigen halbwegs modernen Fahrzeuge vor der Sanierung in den 1980er Jahren waren die beiden ex BTI Personenwagen. Wegen der +GF+ Kupplung konnte sie nur der ABDe 4/4 5 ziehen.
Eine Ansichtskarte aus den 1950er Jahren von St-Cergue zeigt gut die damaligen Verhältnisse auf. Die Bahnanlagen sind sehr einfach. Ein Kreuzungsgleis und zwei Abstellgeleise genügen.
Noch einmal ein BTI B in St-Cergue
Grossansturm von Skifahrern in den 1930er Jahren in St-Cergue
Als grössere Ingenieurbauten besitzt die NStCM die Viadukte in L’Asse mit 74 Meter Länge und den Viadukt de la Colline mit einer Länge von 110 Meter sowie zwei kurze Tunnels bei Arzier und St-Cergue. Auf dem französischen Streckenabschnitt waren zwei kurze Tunnels vorhanden.
Das Depot befindet sich in Les Plantaz. Es ist ein uraltes Gebäude und die Arbeitsbedingungen sind alles andere als optimal. Die notwenigen Arbeiten können nur schlecht bis gar nicht erledigt werden. In Kürze wird die NStCM deshalb unterhalb Trèlex ein neues Depot in Betrieb nehmen. Dort können auch die Fahrzeuge der neuesten Generation richtig unterhalten werden. Das alte Depot mitten in der Stadt wird nach Inbetriebnahme des neuen Depots abgebrochen. Eine Fahrzeugremise steht in St-Cergue und im unterirdischen Bahnhof von Nyon können ebenfalls Fahrzeuge abgestellt werden.
Die neuen Fahrzeuge sind zwar niederflurig. Bei der Infrastruktur muss dagegen noch das Eine oder Andere gemacht werden, bis alles dem Behinderten-Gleichstellungsgesetz entspricht.
Die Hochebene von La Givrine zeigt gut, wir befinden uns im Jura.
In früheren Jahren gab es richtig viel Schnee. Der Zug transportiert Holz in Richtung Nyon.
Ein Vevey-Pendelzug bei La Givrine. Ab hier geht es wieder abwärts bis nach La Cure.
Die heutige Endstation La Cure. Im Bahnhof war früher auch der Zoll einquartiert.
Die Fahrt mit der NStCM ist eindrücklich und die Aussicht über den Genfersee immer wieder faszinierend. Die Fahrt führt in kurzer Zeit von der Stadt Nyon mit Agglomeration ins ländliche und rurale Jura-Gebirge.
Ursprünglich als internationale Transitbahn gebaut war der schweizer Abschnitt nach Einstellung des französischen Teils nur noch eine Stichlinie ins Jura-Gebirge. Die Bahn war vor allem Winter an schönen Wochenenden eine Ausflugsbahn mit langen Sportzügen. Früher war der Col de Givrins noch schneesicher. Der Güterverkehr, vor allem die Holz- und Viehtransporte, war eine wichtige Einnahmequelle der Bahn. Die Mengen waren aber durchaus überschaubar, im Maximum transportierte die NStCM in den Jahren 1920 und 1960 gut 8000 Tonnen Güter im Jahr. In den Jahren dazwischen waren etwas weniger Tonnen.
Ein Vevey-Zug im schicken orange-rot Anstrich warten in La Cure auf seine Abfahrt nach Nyon. Links stand früher eine Wagenremise.
Auch heute noch steht der Prellbock hinter dem Zug in La Cure auf französischem Boden.
Viel «Ladegut» steht auf dem Bahnhof von La Cure bereit für den Abtransport. Das Bild muss vor 1958 entstanden sein, die Güterwagen weisen noch die Bahninitialen der französischen Bahn auf.
Dieses seltene Bild zeigt den Triebwagen 5 in den Strassen von Morez um 1921
Heute ist die NStCM von Nyon bis Genolier eine ausgesprochene Vorortsbahn mit einem Viertelstundentakt. Während der Hauptverkehrszeiten wird der Halbstundentakt nach St-Cergue zum Viertelstundentakt verdichtet. Weiter nach La Cure verkehren die Züge im Stundentakt. Güterverkehr gibt es nicht mehr.
In den ersten Jahren beförderte die NStCM um die 150 000 Personen. Kurz vor der Inbetriebnahme der neuen Triebwagen in den 1980er Jahren waren es knapp 400 000 Personen und nach der Inbetriebnahme des neuen Rollmaterials verdoppelten sich die Frequenzen auf zirka 800 000 Personen. Heute fahren zirka 1.3 Millionen Reisende mit den Zügen der NStCM.
Matthias Emmenegger