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Das Hobby Eisenbahn hat viele Facetten. In unregelmässigen Abständen werde ich hier kurze Texte und Bilder zu verschiedensten Bahn-Themen hochladen.
Ich wünsche viel Spass
Matthias Emmenegger
Wer eine Bahninfrastruktur betreibt, sollte jederzeit wissen, in welchem Zustand seine Infrastruktur ist. Nur so können Vorkehrungen bei kritischen Schäden getroffen werden. Unrühmliche Beispiele, wo das nicht funktionierte, waren z.B. die Autobahnbrücke in Genua oder auch kürzlich die Trambrücke in Dresden.
In der Anfangszeit der Eisenbahn marschierte ein Streckenwärter die Strecke täglich vor der ersten Zugfahrt ab und kontrollierte, ob alles in Ordnung ist. Das braucht viele menschliche Ressourcen. Heute wird deshalb der Streckenzustand so erfasst, dass eine Vorhersage wie sich der Infrastruktur-Zustand verändern wird, gemacht werden kann. Mit der Elektrifizierung und dem Ausbau der Stellwerkanlagen mussten auch diese Fachdienst ihre Anlagen regelmässig kontrollierten. Viele dieser Aufgaben können heute von Messsystemen übernommen werden.
Die Spurweite kann auch manuell und punktuell gemessen werden
Das Resultat kann abgelesen werden und muss dann im Protokoll notiert werden
Bei der SBB ist dafür seit 2007 das Diagnose- und Messfahrzeug (DFZ) ROGER 1000 der Firma Mermec SpA in Betrieb genommen. Das DFZ ist ein fahrendes Messlabor. Es ist ein vierachsiges, selbstfahrendes Fahrzeug mit zwei Drehgestellen und Führerstände an beiden Enden. Es ist dieselgetrieben mit zwei grossen 336 kW Cummins Motoren und hat eine hydrodynamische Kraftübertragung auf die beiden inneren Achsen der beiden Drehgestelle. Es wiegt im Betrieb 64 Tonnen, erreicht maximal 160 km/h, ist 23,9 Meter lang und hat eine Reichweite von ungefähr 2000 Kilometern. Für den Unterhalt ist das SBB-Industriewerk (IW) Biel zuständig.
Das Diagnosefahrzeug 160 001 DFZ bei der Einfahrt in Sursee
Eines der beiden Drehgestelle des DFZ
Eines der beiden Drehgestelle des DFZ
Der Unterhalt wird im IW Biel der SBB ausgeführt
Mit dem DFZ kann der Zustand der Fahrbahn, der Fahrleitung, der Zugsicherung und des Lichtraumprofils mit bis zu 120 km/h überprüft und aufgezeichnet werden. Die aufgezeichneten Messdaten werden bei den SBB jeweils nach den Fahrten den entsprechenden Fachdiensten, rsp. bei Drittaufträgen den Auftragnehmern, zur Auswertung übergeben. Pro gefahrenen Kilometer kommen so an die 10 GB Daten zusammen.
Das DFZ steht in Col-des-Roches bereit für die Rückfahrt nach Le Locle. An diesem Tag fuhr wegen Bauarbeiten nur das DFZ nach Col-des-Roches. Aller andere Verkehr war auf die Strasse verlegt.
Im nur noch wenig befahrenen Bahnhof Les Verrières fährt das DFZ ein. Beachtenswert sind die Seiljoche und die Betonmasten der Fahrleitung.
Auf dem Weg zwischen Luzern und Bern fährt das DFZ bei Malters vorbei.
Bei den SBB erhalten die Fachdienste so alle 6 Monate Zustandsdaten ihrer Anlagen und können mit den entsprechenden Softwaren, wie zum Beispiel SwissTAMP bei der Fahrbahn, den Zustand der Anlagen für die nächsten Jahren vorhersagen. Der Mensch kann damit nicht ganz ersetzt, aber gut ergänzt werden. Die Daten sind auch als normale Grafiken im pdf Format speicherbar.
Nach den Erneuerungsarbeiten befährt das DFZ vor der Inbetriebnahme die neu verlegten Geleise für die TransN in Buttes.
Für eine regelmässig wiederkehrende Messung ist das DFZ im Vallée du Joux bei Chez le Maître unterwegs.
Auch ganz kleine ISB kennen die Vorzüge des DFZ.
Das DFZ auf der Sursee-Triengen Bahn kurz vor dem ersten Zwergsignal des Bahnhofs Sursee.
Jedes Jahr im Frühling und im Herbst finden bei den SBB die netzweiten Messkampagnien statt. Dazu wird jedes SBB Hauptgleis einmal abgefahren. So kommt das DFZ auch in die entlegensten Winkel der Schweiz. Drittaufträge werden entweder zwischen den SBB-Fahrten ausgeführt oder mit diesen kombiniert.
In Sursee sind alle drei Geleise mit nordwärts fahrenden Zügen belegt.
Matthias Emmenegger