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Das Hobby Eisenbahn hat viele Facetten. In unregelmässigen Abständen werde ich hier kurze Texte und Bilder zu verschiedensten Bahn-Themen hochladen.


Ich wünsche viel Spass
Matthias Emmenegger

 

 

8.02.2025
028-Magnetschienenbremse bei der SBB anno 1933

Magnetschienenbremsen sind an modernen Fahrzeugen heute nicht mehr wegzudenken. Sie sind bei allen Fahrzeugen ab Mitte der 1980er Jahren bei der SBB verbaut. Bei den Strassenbahnen gab es sogenannte Schienenbremsen schon viel früher. Doch seit wann spielten die SBB mit dem Gedanken, solche Bremsen einzuführen? Kürzlich kam mir ein älterer Zeitschriftenartikel aus dem Jahre 1933 in die Hände. Darin wird beschrieben, dass die Bahnen wegen der Konkurrenz zum Auto leichte schnellfahrende Triebwagen entwickeln möchten. Es reiche aber nicht, wenn nur die Beschleunigung grösser werde, auch die Verzögerung müsse grösser werden und dies traute man den damaligen Klotzbremsen mit den hohen Geschwindigkeiten um die 100 km/h nicht mehr zu. Die SBB machten deshalb zusammen mit der MFO Versuche mit einem alten Holzkasten Personenwagen, um herauszufinden, ob die Magnetschienenbremse auch etwas für die geplanten Leichtstahlwagen sein könnte.

Die MFO rüstete den Personenwagen mit vier gewöhnlichen Magnetschienenbremsen von Strassenbahnen aus, deren Unterseite an das Schienenprofil der SBB angepasst wurden. Gespiesen wurden die Magnetschienenbremsen aus zusätzlichen, im Wagen montierten Beleuchtungsbatterien.

028-IMG_4115.jpg

Die Versuche wurden mit einer Ae 3/6 (vermutlich der Serie I), dem Dynamometerwagen und dem Versuchswagen durchgeführt. Folgende drei Versuchsreihen wurden gemessen:

1/
Auslauf auf Steigung und Anlauf auf Gefällen zur Bestimmung des Rollwiderstandes des Wagens

2/
Zugkraftmessung am Haken des Wagens mit erregten Magnetschienenbremsen bei konstanter Geschwindigkeit

3/
Bremswegmessungen der normalen Klotzbremse, der Magnetschienenbremse und beider Bremsen zusammen aus vorgegebenen Geschwindigkeiten.

028-IMG_4118.jpg

Für die Versuchsreihen 1 und 3 gab es einen Stoss und der Versuchswagen fuhr allein weiter. Die Lok und der Dynamometerwagen mussten allerdings sehr schnell zum Stehen gebracht werden, damit sie nicht auf den Versuchswagen auffuhren.

028-IMG_4119.jpg

Die Versuche fanden unter nicht optimalen Verhältnissen statt. Die Magnetschienenbremsen waren nicht optimal auf das SBB Schienenprofil abgestimmt und das verlegte Schienenprofil wechselte mehrmals auf der Versuchsstrecke. Doch die Versuche konnten die errechneten Werte bestätigen und sie waren reproduzierbar. Als Fazit wird im Artikel geschrieben:» überall da, wo eine höhere Bremsfähigkeit als die der rein mechanischen Bremse erwünscht ist, kann man sich, wie die Versuche gezeigt haben, mit Vorteil der elektromagnetischen Schienenbremse bedienen.» Entweder waren damals die zusätzlichen Bremskräfte doch nicht notwendig oder man traute der modernen Sache nicht ganz über den Weg. Es vergingen danach 28 Jahre, bis die SBB im RAE TEE II zum ersten Mal Magnetschienenbremsen verbaute. Heute gehören sie zur Grundausrüstung moderner Fahrzeuge.

Matthias Emmenegger